Der Überzeugungsmeister der SGL
Langenfeld · Markus Becker ist derzeit nicht nur als Trainer bei den Handballern der SG Langenfeld gefragt, sondern auch als Amateur-Psychologe. Er redet sein Team vor dem Heimspiel gegen Weiden stark für die Hoffnung auf den Liga-Erhalt.
Von Moritz Löhr
Das Feuer in Markus Becker lodert immer. So aussichtslos die Lage am Tabellenende der Handball-Regionalliga auch erscheinen mag. Aufgeben ist für Becker und die SG Langenfeld im Saisonendspurt keine Option. „Warum nicht dran glauben, solange es noch möglich ist?“, fragt der Trainer trocken. „Natürlich ist die Hoffnung noch da, gar keine Frage.“ Der Abstieg wird erst akzeptiert, wenn er feststeht - so das Credo des SGL-Coaches.
Becker ist ein Motivationskünstler und Überzeugungsmeister. Einer, der viel spricht und der mit seinen Worten viel bewirken kann. Der Handball-Sachverstand des 40-Jährigen ist in diesen Tagen daher nur ein Aspekt seiner Arbeit. Der andere, nicht unwesentlichere Teil, befasst sich mit Amateur-Psychologie. Becker redet seine Mannschaft stark - so sehr, dass es tatsächlich Wirkung zu zeigen scheint. Dass sich die Fesseln, die die Langenfelder in ihre scheinbar aussichtslose Lage geführt haben, allmählich lösen.
Die Frage ist, ob all dies rechtzeitig gelingt. Denn auch wenn die Grün-Weißen in den vergangenen Wochen insgesamt stabiler spielen - durch das hart erkämpfte 31:31 beim Bergischen HC II am vergangenen Freitag sogar erstmals im Laufe dieser Saison seit nun zwei Spielen in Folge nicht verloren haben - ist der Weg aus dem Tabellenkeller noch weit. Und die Zeit knapp. Nur noch fünf Spiele stehen an, vier davon gegen die aktuellen Top-Fünf der Liga. Den Anfang macht das Duell mit dem Tabellenvierten HC Weiden am Samstag (19 Uhr) in der KAG-Halle.
Seit rund einer Woche ist Becker bei der Mission Klassenerhalt an der Seitenlinie auf sich allein gestellt. Lennart Mentges, sein bis zuletzt gleichgestellter Trainerkollege, schmiss in der entscheidenden Saisonphase aus „persönlichen Gründen“ hin, ohne öffentlich weiter darauf einzugehen. Auch Becker tut das nicht und konzentriert sich vielmehr auf die unwahrscheinliche, aber noch mögliche Rettung.
„Unser erstes Ziel muss sein, Borussia Mönchengladbach zu überholen und nicht Letzter zu werden“, stellt Becker klar. Dann nämlich lebt die Chance auf den Klassenerhalt, der sich durch die Zahl der Absteiger aus der Region in der hochspannenden 3. Liga Süd-West entscheidet. Zwischen einem und vier Absteigern scheint derzeit alles möglich. Kurios: Feststehen wird all das erst rund drei Wochen nach Ende der Regionalliga-Saison im Mai. Mögliches Szenario: Die SGL (11:31) klettert in der Tabelle, in der sie derzeit ein Punkt von Gladbach (12:30) trennt, noch, weiß nach dem abschließenden Spiel beim TV Korschenbroich am 4.Mai aber nicht, ob es reicht.
Die Langenfelder hoffen freilich auf eine möglichst geringe Zahl an Absteigern, in erster Linie aber darauf, selbst weiter zu überzeugen. Mentges‘ Abgang jedenfalls scheint sich nicht auf die Stimmung im Team ausgewirkt zu haben. Becker berichtet von einer spitzenmäßigen Trainingsatmosphäre und hebt die Mentalität seines Teams hervor, der große Kampfgeist verhalf der SGL nicht zuletzt beim BHC II in der dramatischen Schlussphase zu einem womöglich noch wertvollen Punkt. „Wir konzentrieren uns auf unser Ding“, sagt er und verspricht vor den finalen Spielen gegen die Topteams angriffslustig: „Wir gehen in jedes Spiel mit dem Ehrgeiz, die Dinger zu ziehen und zu gewinnen.“
Ganz einfach ist die neue Situation für Becker nicht, die Kommunikation mit Mentges war stets eng und auch fruchtbar. Daher tauscht sich der erfahrene Coach mit Andre Boelken und Michel Sorg – wie Becker sagt, seinen „Gespannspartnern“ auf dem Feld – regelmäßig und intensiv aus. Der Dialog sei „überlebenswichtig“, sagt Becker, „durch die beiden bekomme ich die absolute Praxisbrille aufgesetzt und kann Entscheidungen leichter treffen“. Das Rad neu erfinden will der Trainer im Saisonendspurt aber auch nicht. Zielgerichtet, simpel, nicht überdrehen. „Das fasst unsere Vorgehensweise gut zusammen“, sagt Becker.
Quelle: RP online