In Brauweiler gehen die Lichter aus
#1
Handballabteilung stellt den Betrieb ein

Manche von euch werden es schon mitbekommen haben, viele wird es nicht interessieren und für einige ist es neu: Die Handballabteilung des TuS Brauweiler im Westen von Köln hat sich zum 30.06.2016 aufgelöst. Nachdem zur neuen Jugendsaison schon keine eigenen Mannschaften mehr gemeldet wurden, fand gestern auch das vorerst letzte Training in Brauweiler statt. Ich möchte keine lange Historie aufschreiben, aber ein kleiner Abgesang ist angebracht.
Beim TuS Brauweiler wurde über viele Jahrzehnte Handball gespielt, als größter Erfolg wird vereinsintern die Herren – Kreismeisterschaft im Jahre 1991 gehandelt. Aufgrund des Scheiterns in der Relegation verpasste man aber den Sprung auf die Verbandsebene. Zu Beginn des Jahrtausends wurde dann nach längerer Pause auch die Jugendarbeit wieder angefangen. Mit viel Basisarbeit und einem tollen Einsatz vieler aktiver und ehemaliger Brauweiler Handballer schaffte man es zwischenzeitlich fast alle Altersklassen zu besetzen und 2013 sogar vereinzelte Spieler in die Herrenmannschaft (damals 3.Kreisklasse) zu integrieren. Doch parallel dazu fingen die ersten Zerfallerscheinungen an. Die überalterte Herrenmannschaft brauchte dringend Verstärkung, doch zahlreiche ausgebildete Jugendspieler zog es nach dem Abitur in andere Städte und Länder, sodass es nicht möglich war die Mannschaft ausreichend zu stärken. 2015 folgte dann der endgültige Rückzug aus dem Herren – Handball.
Ich selber war an den letzten fünf Jahren des Brauweiler Handballs beteiligt und habe hier eine sehr familiäre Atmosphäre erlebt, in der aber auch viel sportliche Kompetenz vereint war. Zahlreiche erfahrene und lizensierte Trainer fuhren mit den Brauweiler E – und D – Jugend Teams einige Kreis – und Vizekreismeisterschaften ein. In der Saison 2013 / 2014 schaffte die männliche C – Jugend den Einzug in die Verbandsliga. Hierbei wurden viele talentierte Spieler geformt und gefördert, die inzwischen in den großen Vereinen des Umlands (Dormagen, Longerich, Pulheim, Königsdorf) in allen Altersklassen vertreten sind. Hervorzuheben ist dabei das Engagement von Heinz Bausch, der über all die Jahre vieles in die Hand genommen hat, um den Handball in Brauweiler halten zu können und die Vorstandsarbeit fast alleine geregelt hat. Dafür sind wir ihm zu großen Dank verpflichtet, denn viele Spieler und Trainer hatten eine tolle Zeit beim TuS Brauweiler!
Es ist schon schade mitzuerleben, wie eine Abteilung, in die man viel investiert hat zu Grunde geht, aber es gibt auch positive Seiten. Aufgrund einer sehr realistischen Selbsteinschätzung und der sauberen Abwicklung im Jahr 2016 konnten fast alle Spieler und Trainer dem Handball erhalten bleiben und stärken nun die Reihen des großen Nachbars TuS Königsdorf. Hier sind Ex – Brauweiler Spieler in allen männlichen Jugendteams, sowie vereinzelt bei den Damen und Herren vertreten. Wir hoffen so mit gemeinsamer Arbeit in eine gute Zukunft zu gehen und weiterhin Kinder und Jugendliche (auch aus Brauweiler) für den Handball begeistern zu können.


Nicht zu vergessen sind jedenfalls einige Duelle, die es im Jugendbereich gab. Wir hatten immer tolle Spiele, besonders gegen die Kollegen aus Leichlingen und Wahn, danke dafür, es war über weite Phasen sehr spannend und intensiv.
Nach meinen Informationen hat es übrigens zeitgleich den HC Aussem aus Bergheim erwischt, die sich ebenfalls in Auflösung befinden. Wirklich schade, denn kleine Vereine wie Brauweiler und Aussem schafften es Kinder zum Handball zu holen, für die der Weg zu anderen Vereinen zu weit wäre. Somit verbleiben im Rhein – Erft – Kreis nur noch sieben Vereine und die Städte Bedburg, Elsdorf und Bergheim sind quasi komplettes Handball – Niemandsland...
#2
Das ist wirklich sehr schade!
Gerade für den Jugendhandball!!!

Gruß
Dinoja
#3
Auch wir, von den Pulheim Hornets, bedauern es zutiefst davon gehört zu haben.
Es ist extrem schade, insbesondere, wenn soviel Engagement und Herzblut nicht belohnt werden.
Besonders schade ist es zudem, da wir ja (wie Königsdorf) eure Nachbarn sind.
Mit ähnlichen Strukturen und hohem persönlichen Engagement wollen auch wir den Spielbetrieb weiter aufbauen und fördern.
Eine gesunde sportliche Rivalität geht verloren, doch als Handballfreunde seid Ihr immer willkommen.
Da wir davon ausgehen, daß Euer Herz immernoch dem Handball zugewandt ist, schaut einfach vorbei, wenn ihr mögt.

Nochmals sehr schade......................


hier noch meine ganz persönliche Meinung und Anregung / Denkanstoß:
Ich persönlich denke, daß dies leider kein Einzelfall sein wird.
Engagierte Menschen, Sponsoren und handballbegeisterte Talente und Förderer sind immer seltener.
Ansprüche, sportlicher Ehrgeiz und die Kosten steigen stetig.
Auf Dauer wird es schwer werden, sportlich ambitionierte Spieler(innen) auszubilden oder gar zu halten, wenn der Rahmen nicht stimmt.
Folglich gehe ich persönlich davon aus, daß Vereine und Sportinteressierte wie wir (Brauweiler/Königsdorf/Frechen/Pulheim),
ohne einen effizienten Zusammenschluß und Bündelung unserer Talente, der engagierten fleißigen Helfer und der Mittel (finanziell, Ausrüstung, Hallen)
auf einem Level stehen bleiben müssen und sportlich ambitioniertere Ziele immer schwerer zu erreichen werden.
Man sollte gut überlegen wohin man mittelfristig will, und persönliche Animositäten, Titel, Positionen eher zurück stellen.
Ich weiß - aus eigener Erfahrung in Pulheim - daß schon vieles möglich geworden ist und noch viel mehr möglich ist.
Es ist nur eine Frage, wie vernünftig man damit umgeht und bereit ist für die Jugend und die Damen und Herrenmannschaften die richtige Plattform zu schaffen.
#4
Die Masse der Vereine sind ja reine Amateurvereine (wo aber sicherlich auch schon mit Geldscheinen gewedelt wird). Ein Standbein ist eine breit aufgestellte Jugend, die zur Förderung und zum Halten der Talente auch die eine oder andere Mannschaft in die Verbandsklassen führt. Das zweite Standbein ist, die sinnvolle Verteilung der Männer- und Frauenmannschaften auf die Ligen, um jedem eine Betätigung nach Fähigkeiten und persönlichen Umständen zu ermöglichen. Von der 3. Liga sollte man möglichst die Finger lassen.
Die Frage ist natürlich, wie ein kleiner Verein das stemmen kann. Das Sterben der Vereine geht schon seit Jahren. Im heutigen Bonner Stadtgebiet gab es in der 60er und 70er Jahren mal zehn Vereine, die eine Handballabteilung hatten. Heute sind es noch vier, davon eine Spielgemeinschaft, und ein Verein ist nach Fusion entstanden. Die anderen Vereine existieren zum großen Teil noch, haben aber keine Handballabteilung mehr.
#5
Die Vereine müssen mehr zusammen arbeiten. Bei personellen Problemen müssen die Handballkreise eingeschaltet werden, als eine Art Börse, um Kontakte zu knüpfen. Im Zweifel sollte es möglich sein, das Trainer bzw Betreuer bei mehreren Clubs tätig sind. Auch sollte die AK Thematik in der Jugend individuell betrachtet werden.
  


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