Haben kleinere Vereine die Chance sich für die A-Jugendbundesliga zu qualifizieren?
#1
Um das Forum wieder für eine Kernaufgabe zu nutzen, eröffne ich folgende Diskussion:
Ausgangspunkt ist das interessante Interview auf "handball-world.com" mit Björn Barthel über die angedachte Reform der Jugend-Bundesliga.

" [...] Es muss auch für "kleinere Vereine", die eine engagierte Nachwuchsarbeit betreiben, die Möglichkeit bestehen sich für die höchste Deutsche A-Jugendliga sportlich zu qualifizieren und dies auch wirtschaftlich im machbaren Bereich zu belassen."

Besteht im männlichen Nachwuchsbereich überhaupt die Möglichkeit sich im HVM sportlich für die A-Jugendbundesliga zu qualifizieren, wenn die "großen Zwei" mittlerweile in der C-Jugend alle Talente der kleinen Vereine unter ihre Fittiche nehmen? Dem 2002er-Jahrgang des VfL Gummersbach bzw. den starken 2003ern des TSV Bayer Dormagen in allen Ehren. Ist diese Entwicklung auf langfristige Sicht eher positiv oder negativ für die Handballregion um Köln/Bonn?

Quelle: https://www.handball-world.news/o.red.r/...06556.html
#2
Wenn du nicht einkaufen und bezahlen möchtest, scheint mir das einzige Konzept, das hilft, ist, so viele sehr gute Nachwuchsspieler hervorzubringen, dass nach Abgabe der besten an Dormagen und Gummersbach und vereinzelt an weitere Nachwuchsleistungszentren bundesweit noch so viele sehr gute Spieler in deinem Verein übrig bleiben, dass du mit ihnen in die A-Jugend Bundesliga kommst.

Du kannst ja mal nachrechnen, welche Anzahlen an Spielern du dafür brauchst, indem du schätzt, in welchem Alter wie viele abgehen. Und wie viele Mannschaften das für deinen Verein ergibt, und wie viele hervorragende Trainer du in einer Altersklasse brauchst.

Strategisch bedeutet das im ersten Schritt, sich im HVM als Nummer 3 nach Dormagen/Gummersbach im männlichen Bereich zu platzieren. Das bringt dann auch sicher Zulauf von Vereinen, die ab der 4.Stelle stehen.
#3
Gute Frage. In meinen Augen ist die Antwort stark vereinfacht formuliert: NEIN.
Dazu müsste ich eine sehr gute Mannschaft bis zur A-Jugend zusammenhalten. Allein das erscheint sehr schwer, da es zwei genannte Schwergewichte gibt, die die überdurchschnittlichen Spieler abwerben.
Wobei ich das absolut nicht als Vorwurf gesehen haben möchte.
Dazu kommt ein hoher Aufwand für Trainingszeiten, in finanzieller Hinsicht etc.
Das können de facto nur Gummersbach und Dormagen schultern. Daher glaube ich, dass auf lange Sicht kein anderes Team vom Mittelrhein reelle Chancen hat sich für die BuLi zu qualifizieren.
#4
Für kleinere Vereine ist das nicht zu stemmen. Das ist aber überhaupt nicht das Problem. Wir reden ja in den beiden großen Clubs insgesamt über ca. 36-40 Spieler eines Jahrgangs. Und zum Teil werden die ja auch von viel weiter entfernten Vereinen angeworben. Das Problem ist, dass die beiden Clubs im bislang Vorfeld wahrscheinlich viel mehr Spieler angeworben haben, die, falls sie es nicht in die Bundesliga geschafft haben, dann in den 2. Mannschaften zum Zuge kommen. Hier müsste ein Umdenken der großen Clubs stattfinden (beim VFL scheint man diesen Weg gehen zu wollen, sollte ich das richtig verstanden haben) und wirklich nur noch die Leistungsspitze fördern. Also 2.Mannschaften abschaffen und die überzähligen Spieler wieder anderen Vereinen, die die ursprüngliche Arbeit erledigt hatten, wieder zur Verfügung zu stellen. Außerdem muss das Setzen in z. B. mindestens in die Oberliga einer 2. Mannschaft gestoppt werden. Hierfür gibt es keine Veranlassung. Sollte dies nicht geschehen, dann müssen die jeweiligen Kader der 1. und 2. Mannschaft frühzeitig bekannt und ein Wechseln je nach Bedarf somit verhindert werden. Die kleinen Vereine haben ein Recht auf eine faire und transparente Regelung, denn schließlich leben Gummersbach und Dormagen zu großen Teilen von deren Arbeit.
#5
Grundsätzlich steht nicht die Frage im Raum, ob es für einen talentierten Spieler sinnvoll ist in ein Leistungszentrum zu wechseln. Oftmals ist dieser Schritt absolut legtim, nachvollziehbar, jedoch vom jeweiligen Einzelfall abhängig.

Nehmen wir folgendes Beispiel an: Ein kleiner Verein leistet im Kinderhandballbereich eine tolle Arbeit und hat mit dem Übergang in die C-Jugend eine schlagkräftige Mannschaft ausgebildet. Mit Blick auf die HVM-Talentiade kommt dies häufiger vor, als einem das Gefühl vermittelt. Dieses Jahr hat die TSV Bonn rrh. das Turnier dominiert, vor zwei Jahren war Rheinbach stark, und dieses Jahr scheint Opladen ein heißer Anwärter zu sein. So behaupte ich, dass keine dieser Mannschaften im HVM auch nur annähernd die Chance haben wird eine Jugendbundesliga-Mannschaft in der A-Jugend zu stellen.

Was sind die Gründe?

In anderen Staffeln gibt es dagegen 'Ausreißer', wie z.B. TSV Wolfschlungen (4. - Süd) oder der TSV Sieverstedt, immerhin 7. Platz in der Nordstaffel. Letztgenannter liegt nur 20 km südlich von Flensburg, komisch.

Dann müssten bei ähnlicher Ausbildung die Mannschaften aus Königsdorf oder Gelpe/Strombach eine reelle Chance haben. Haben sie im HVM aber nicht, weil Ihnen bereits Spieler ab der D-Jugend (12-jährige?!) abgeworben werden. In Bonn scheint es dieses Jahr auch einen ziemlicher Aderlass zu geben, obwohl sie seit Jahren seriöse Nachwuchsarbeit betreiben.
(http://www.tsv-bonn.de/index.php/8-news/829-rrh-direkt unter "Traurige TSV - Das blaugelbe Transferfenster)

Liegt es daher ausschließlich an den Strukturen (finanzielle Mittel, Trainingsmöglichkeiten) in den kleinen Vereinen? Diesen Punkt bezweifele ich nämlich stark.
#6
Sind nicht letztlich schon die Rahmenbedingungen finanzieller/materieller Art der "Killer" für kleine Vereine ?
Vor einigen Jahren hatte Tus Opladen eine Mannschaft, die die Bundesliga hätte schaffen können (Spieler Stutzke U-20 DHB, Eloy etc.). Opladen konnte und wollte das "Drumherum" aber nach meiner Kenntnis nicht stemmen, also wanderten Stutzke und Eloy nach Dormagen ab, was sie sonst vielleicht erst einmal nicht getan hätten.
In dem einen oder andern Jahr hätte Siebengebirge eine Chance gehabt, dieses Jahr ggf. SR Aachen.
Aber: Die Kosten (Fahrt, Schiedsrichter). Nach meinem Kenntnisstand muss eine Bürgschaft von deutlich über 10.000 Euro hinterlegt werden. Dann gibt es noch weitere Anforderungen an die Hallenausstattung. Die sind bei der Jugend wohl ähnlich wie in der 3. Liga (die Frauen der TSV Bonn müssen deshalb auf der anderen Rheinseite spielen - welch ein Sakrileg ...).
Welcher Verein stellt sich diesen Anforderungen und gefährdet ggf. den Gesamtverein ? Ohne Privatsponsoren und /oder eine feste finanzielle Basis geht da nichts. Weiteres Thema: Harzen ? Vorgeschrieben in der BL (weiß ich nicht auswendig) ?
In Westfalen scheinen diese Bedingungen eher erfüllt werden zu können, so dass dort auch kleinere Vereine bei der Qualifikation mitmachen. Am Niederrhein und vor allem am Mittelrhein nehmen kaum Teams teil.
Wohlgemerkt: Neben den Finanzen muss es dann auch eine starke Truppe geben ...
#7
Ich habe einen großen Verein einmal sagen hören, dass so eine Saison EUR 50 000 kostet.
Selbst wenn du weniger professionelle Strukturen mit weniger Geld realisieren kannst und Eltern sich in einem kleinen Verein für das Erlebnis an den Fahrtkosten beteiligen, bleibt doch eine enorme Größenordnung übrig.

Big Grin
#8
Voraussetzung sind natürlich die finanzielle Absicherung, die Rahmenbedingungen (Halle mit Haftmittelfreigabe) UND eine starke Mannschaft, die bis zur A-Jugend Bestand hat.

Von wirtschaftlicher Seite stehen m.E. zwei Fragen im Mittelpunkt:
1. Welcher Gesamtetat wird für eine A-Jugendbundesliga überhaupt fällig?
- Kann dieser Betrag durch Sponsoren und Spenden aufgewendet werden?
2. Belasten sie den Gesamtverein in erheblichen Maße?
- Welchen Anteil nimmt ein A-Jugendbundesliga im Gesamtverein ein?

Gerade der 2. Punkt ist von Verein zu Verein unterschiedlich. Opladen hat mit dem 98er-Jahrgang auf die Qualfikation verzichet. Letzte Saison hat sich die HSG Refrath/Hand erfolglos an der Qualifikation versucht.

Wie hätte Refrath diesen Etat bei erfolgreicher Qualifikation gestemmt?
Cleveman,index.php?page=Thread&postID=266824#post266824 schrieb:Sind nicht letztlich schon die Rahmenbedingungen finanzieller/materieller Art der "Killer" für kleine Vereine ?
Vor einigen Jahren hatte Tus Opladen eine Mannschaft, die die Bundesliga hätte schaffen können (Spieler Stutzke U-20 DHB, Eloy etc.). Opladen konnte und wollte das "Drumherum" aber nach meiner Kenntnis nicht stemmen, also wanderten Stutzke und Eloy nach Dormagen ab, was sie sonst vielleicht erst einmal nicht getan hätten.
In dem einen oder andern Jahr hätte Siebengebirge eine Chance gehabt, dieses Jahr ggf. SR Aachen.
Aber: Die Kosten (Fahrt, Schiedsrichter). Nach meinem Kenntnisstand muss eine Bürgschaft von deutlich über 10.000 Euro hinterlegt werden. Dann gibt es noch weitere Anforderungen an die Hallenausstattung. Die sind bei der Jugend wohl ähnlich wie in der 3. Liga (die Frauen der TSV Bonn müssen deshalb auf der anderen Rheinseite spielen - welch ein Sakrileg ...).
Welcher Verein stellt sich diesen Anforderungen und gefährdet ggf. den Gesamtverein ? Ohne Privatsponsoren und /oder eine feste finanzielle Basis geht da nichts. Weiteres Thema: Harzen ? Vorgeschrieben in der BL (weiß ich nicht auswendig) ?
In Westfalen scheinen diese Bedingungen eher erfüllt werden zu können, so dass dort auch kleinere Vereine bei der Qualifikation mitmachen. Am Niederrhein und vor allem am Mittelrhein nehmen kaum Teams teil.
Wohlgemerkt: Neben den Finanzen muss es dann auch eine starke Truppe geben ...
#9
SG Pforzheim
#10
Wie hätte Refrath diesen Etat bei erfolgreicher Qualifikation gestemmt?

Es gab einen Geschäftspartner des Trainers, der das zum grossen Teil übernommen hätte!

Die Qualifikation ist, wenn die Nerven der jungen Spieler mitspielen, ein cooles Ding. Wir haben die Spieler lange vorbereitet und es hat am Ende nicht funktioniert. Aus der Erfahrung des Ganzen muss alles zusammenpassen damit du in die JBLH rutschst.
  


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