Neue Oberliga in der Saison 2010/11
#31
Zitat:Die Pyramide wird schmaler: DHB und Ligen arbeiten an neuen Ligastrukturen

Seit Monaten beschäftigt das Thema Handball-Interessierte lim Land, die Informationen waren bislang allerdings dürftig. Die Spielklassenreform des Deutschen Handball-Bundes, nötig durch die vor allem von der Handball-Bundesliga der Männer forcierte Eingleisigkeit der zweiten Ligen, ist seit dem Bundestag des DHB in Hamburg im Oktober auf dem Weg. Derzeit laufen in den Verbänden die Vorstellungen des Konzepts, Spieltechniker in der Republik brüten über neuen Spielplansystemen, Vereine in ganz Deutschland müssen sich von der Bundes- bis zur Kreisliga auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen.

Eine Arbeitsgruppe hat im Auftrag des DHB die Spielklassenstruktur "überarbeitet“, wie es in einem Konzept der Arbeitsgruppe heißt, das handball-world.com vorliegt. Kern des Konzeptes ist eine Struktur mit einer ersten Liga, einer zweiten Liga und vier Regionalligen in Deutschland. Die vierte Klasse soll in Zukunft aus zwölf Oberligen bestehen, die verstärkt Landesverband-übergreifend aufgestellt seien sollen. Eine der Zielsetzungen der Arbeitsgruppen lautete „keine Veränderungen der Verbandsstrukturen“, damit bleibt die Unterstruktur des DHB mit Regional- und Landesverbänden unverändert. Im Konzept haben auch noch die derzeit fünf Regionalverbände (Süd, Südwest, West, Nord und Nordost) eine zumindest mittelfristige Zukunft. Die Handball-Bundesliga der Männer (HBL) will über das Projekt im Februar abstimmen, die Frauen-Bundesliga (HBVF) hat bereits zugestimmt.

„Die Regionalverbände teilen sich die Spielklassenbetreuung (drei Regionalverbände betreuen jeweils eine Regionalliga Männer und eine Regionalliga Frauen, ein Regionalverband betreut eine Regionalliga Männer und eine Regionalliga Frauen)“, sagt das Arbeitspapier zu diesem Thema. Selbst einen regelmäßigen Wechsel fasst das Papier ins Auge: „Rotation nach z. B drei Jahren würde Sinn machen.“ Derzeit haben die Regionalverbände kaum noch mehr Aufgaben als die Verwaltung ihrer jetzigen Regionalligen, da es in dieser Ebene keine flächendeckende Auswahltätigkeit mehr gibt und auch andere Verbandsaufgaben beim Dach- oder Landesverband angesiedelt sind.

Der Plan sieht dabei bei den Männern in der ersten Liga eine 18er Staffel vor, in der zweiten Liga eine 20er Staffel, in der Regionalliga, die dann „3. Liga“ heißen soll, jeweils 16er Staffeln und 12-14er Staffeln in der Oberliga. Die Frauen spielen mit einer Verteilung 12 - 16 – 14 – 12. Die Umwälzungen haben naturgemäß Auswirkungen auf das Aufstiegsrecht der jeweiligen Meister. Jeder Oberligameister soll ein Aufstiegsrecht erhalten. Damit gibt es jeweils bundesweit 12 Aufsteiger, drei Teams steigen aus jeder Regionalliga ab. „Die Regionalligastaffeln werden ausschließlich nach geographischen Gesichtspunkten zusammengestellt“, besagt der Entwurf. Auch den zukünftigen Zuschnitt der 12 Oberligen hat sich die Arbeitsgruppe zurechtgelegt. (siehe Grafik).


Bez. Verbände Mannschaftszahlen
Stand 2008
OL 1 Schleswig-Holstein/Hamburg
2.517
OL 2 Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorp.
1.328
OL 3 Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen
1.887
OL 4 Bremen/westl. Niedersachsen
2.024
OL 5 Niedersachsen ohne westl. Nieders
2.025
OL 6 Westfalen
2.968
OL 7 Niederrhein/Mittelrhein
2.811
OL 8 Rheinland/Rheinhessen/Pfalz/Saarland
1.601
OL 9 Hessen
2.405
OL 10 Baden/Südbaden
1.882
OL 11 Württemberg
2.900
OL 12 Bayern
2.376
Die kursiven Zahlen geben einen geschätzten Wert an.




Während die Umstellung in den höheren Klassen bereits zu einer Konzentration und damit verbunden auch zu einer deutlichen Verringerung der Bundesligastandorte führt, sollen im Bereich der Oberligen ebenfalls weitere Konzentrationen stattfinden. So betreibt das Konzept die Bildung von weiteren gemeinsamen, Landesverband-übergreifenden Oberligen. Im Südwesten gibt es bereits die Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, im Nordosten wurde gerade zwischen Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern die Gründung einer „Ostsee-Spreeliga“ auf den Weg gebracht. Die „Entfernungen sind angemessen“, sagt das DHB-Konzept über die nun flächenmäßig deutlich größeren vierten Ligen.

Rechtlich abgesichert werden muss das ganze Projekt mit einer Änderung des §39 der Spielordnung, dort soll auch festgelegt werden, dass nur Hessen, Niedersachsen, Westfalen, Württemberg und Bayern alleinige Oberligen im Landesverband bilden dürfen, der Rest muss in übergreifenden vierten Ligen spielen. Der §39 regelt auch den Auf- und Abstieg, der insbesondere in den Jahren der Umstellung für den gesamten Handball in Deutschland gravierende Folgen haben wird.

Auf- und Abstieg 2. Liga Männer im Übergangsjahr:

- Die beiden neunten der zweiten Ligen spielen gegeneinander einen Teilnehmer an der Bundesliga aus, der Verlierer geht in die Relegation.
- Die Staffel 1 der Relegation besetzen der obige Relegationsverlierer, dazu drei Regionalligameister.
- Die Staffel 2 der Relegation besetzen die beiden zehnten der Bundesligen sowie zwei Regionalligameister.
- Die beiden Staffelsieger sind Aufsteiger in die 2. Liga, die beiden zweiten spielen gegeneinander den zweiten Aufsteiger aus.
- Ein Verzicht auf den Aufstieg ist für Regionalligameister bei Teilnahme an der Relegation nicht möglich.


Auf- und Abstieg 2. Liga Frauen im Übergangsjahr:

- Die beiden siebten der zweiten Ligen spielen gegeneinander einen Teilnehmer an der Bundesliga aus, der Verlierer geht in die Relegation.
- Die Staffel 1 der Relegation besetzen der obige Relegationsverlierer, dazu drei Regionalligameister.
- Die Staffel 2 der Relegation besetzen die beiden achten der Bundesligen, dazu zwei Regionalligameister.
- Die beiden Staffelsieger sind Aufsteiger in die 2. Liga, die beiden zweiten spielen gegeneinander den zweiten Aufsteiger aus.


Die Zusammensetzung der Regionalligen im Übergangsjahr / Männer:

64 Mannschaften, darunter:
- 16 Mannschaften aus den Bundesligen (Plätze 11-18 jeweils Nord und Süd)
- 5 Mannschaften aus der Relegation zur 2. Liga
- 35 Regionaligisten (Plätze 2-8 aus fünf Staffeln)
- 8 Aufsteiger aus den Oberligen


Die Zusammensetzung der Regionalligen im Übergangsjahr / Frauen:

56 Mannschaften, darunter:
- 8 Mannschaften aus der 2.Liga (Plätze 9-12 jeweils Nord und Süd)
- 5 Mannschaften aus der Relegation zur 2. Liga
- 35 Mannschaften aus der Regionalliga (Plätze 2-8 aus 5 Staffeln)
- 8 Aufsteiger aus den Oberligen


Damit steigen die Teams von Platz 9 abwärts in die Oberliga ab. Wie bei Männern und Frauen die Aufstiegsrunden in die Regionalligen gestaltet werden „liegt in der Verantwortung der Regionalverbände“, so der Entwurf.


Und ein dazugehöriger Kommentar:

Zitat:Kommentar Matthias Kornes zur Ligastrukturänderung: "Chancen für wenige, Risiken für viele"

Die Lawine rollt, es scheint, sie ist nicht mehr aufzuhalten. Auf den deutschen Handball kommt eine Umstrukturierung in riesigem Ausmaß zu. Mit der vor allem von den Marketingexperten der HBL forcierten Spielklassenreform steht der komplette Liga-Alltag vieler Handballer und Handballerinnen vor einer Neuorientierung. Ein Kommentar von Matthias Kornes, der die persönliche Meinung des Autors widergibt.

Mehr sportliche Qualität, mehr Vermarktungschancen, größer, besser, strahlender – die Argumente für die Spielklassenreform sind vor allem aus Sicht der (Männer-)Bundesliga formuliert. Während sich viele Vereine kaum noch die Eliteklassen leisten können, soll nun ein „Gesundschrumpfungsprozess“ einsetzen. Ob der Patient danach geheilt ist, darf allerdings bezweifelt werden - Mehr noch, ob diese Kur die richtige Krankheit kuriert, ist ebenfalls fraglich.

Aus Sicht der Dortmunder "Lizenzgeschädigten" von der HBL mag die Vision einer „lean and mean“ Liga verlockend sein. Die Anforderungen an die Klubs steigen allerdings erst einmal weiter. Die Einnahmen auch? TV-Gelder fließen schon in der ersten Liga dünn, nun soll auch noch die zweite Liga einen Platz an den Fleischtöpfen des TV-Marktes finden. Mehr Platz für den deutschen Nachwuchs ist ein weiteres Argument. Während allerdings der DHB weite Teile seiner Nachwuchsförderung an die HBL-Vereine abtritt, darf bezweifelt werden, ob in einer eingleisigen zweiten Liga mit allem Druck und Überlebenskampf erst einmal mehr junge Deutsche oder mehr erfahrene ausländische Profis spielen werden. Junge Deutsche müssen sich ganz nebenbei noch ein wenig um ihre Ausbildung kümmern, das wird bei mehr Profitum nicht gerade einfacher.

Die großen Verliererinnen dieser Reform sind allerdings die Frauen. Mit einem Schlag verschwindet ein großer Teil der Bundesligastandorte und das in einer Sportart, die schon in der ersten Liga nicht vollprofessionell ist, sondern Spielerinnen umfasst, die selbst in der Nationalmannschaft als Landwirtin oder Wohnungsmaklerin arbeiten müssen. Im Unterhaus ist die Lage genauso. In Zukunft werden diese Studentinnen und Nebenbei-Handballerinnen allerdings von Allensbach nach Harrislee fahren müssen – vorausgesetzt, diese Vereine an der Peripherie des Flächenstaates Deutschland können und wollen sich das Abenteuer eingleisige Bundesliga überhaupt leisten.

Schon jetzt bedienen sich die Frauen-Erstligisten aufgrund knapper Kassen bei der Rekrutierung ihres Nachwuchses vor allem im Unterhaus oder in den Regionalligen und profitieren damit auch von den Prozessen, die eine Teilnahme an der Bundesliga mit sich bringt. Bundesliga heißt mehr Umfeld, bessere Strukturen – Regionalliga im Frauenbereich ist dagegen immer noch weitgehend (unbezahlter) Freizeitsport. Mit der Reform werden ganze Regionen zu weißen Flecken auf der Landkarte des Frauen-Leistungsbereiches. Junge Talente dort haben – Pech gehabt.

„Wie alt man ist, merkt man an dem Grad des Missbehagens, das einem die Konfrontation mit einer neuen Idee bereitet“ - Mit diesem Spruch von Paul Johann Anselm von Feuerbach beschließt die Arbeitsgruppe des DHB, welche die Vorschläge zur Spielklassenreform erarbeitet hat, ihr Papier. Unbehagen bereitet diese Idee tatsächlich, in diesem Sinne ist der Autor uralt. Die Spielklassenreform bietet Chancen für wenige, aber Risiken für viele. Der Handball jenseits der HBL ist kein massenvermarktbares Produkt, erst recht nicht im Frauenbereich. Mit der Reform fallen viele Vereine aus existierenden Strukturen herab, kurzfristig wird in dritter und vierter Liga ein Qualitätsschub einsetzen, dann wird sich die Spirale abwärts drehen, vom Leistungsbereich in Richtung Freizeitbereich.
  


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Stimmt - von vitro - 01-12-2008, 13:08
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und was ist mit Westfalen??? - von Chuck - 04-12-2008, 11:06
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Handball World - von Dickmann - 12-12-2008, 16:07
Oberberg aktuell - von Liebe Jung - 19-12-2008, 17:53
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www.handball-world.com - von Liebe Jung - 04-02-2009, 17:38
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