Für Mädchen, die ein bisschen mehr wollen
(OVZ-Sport 30.01.2010) - Interview der Woche: Strombachs Trainerin Anja Kuba bietet ein Jugendcamp an
Der TV Strombach stellt in der Oberliga die erfolgreichste Damenmannschaft im Handballkreis. Damit das auch in Zukunft so bleibt, richtet der Verein am 20. Februar ein Jungendcamp aus. Eike Eschmann sprach darüber mit Trainerin Anja Kuba.
Frau Kuba, in Ihrer ersten Trainerstation haben Sie die erste Mannschaft nach dem Regionalliga-Abstieg übernommen. Nach verhaltenem Saisonstart zeit die Formkurve nun wieder deutlich nach oben.
Glücklicherweise. Aber es war auch nur eine Frage der Zeit, denn die Moral in der Mannschaft stimmt, die Stimmung ist super und die Spielerinnen sind sehr lernwillig. Das sind für mich als Trainerin natürlich die besten Voraussetzungen. Zudem wird bei uns jeder herzlich aufgenommen und schnell integriert.
Sie sprechen als langjährige Mannschaftskollegin aus eigener Erfahrung.
Genau, ich bin ja selber vor ein paar Jahren als erfahrene Spielerin in eine sehr junge Strombacher Mannschaft gewechselt und habe mich auf Anhieb wohl gefühlt. Der Verein tut wirklich viel für die Spielerinnen und deshalb kann ich die Berührungsängste, die manchmal gegenüber unserem Verein bestehen, nicht nachvollziehen.
Sie leiten nun ein Handball-Camp, mit dem Sie gezielt junge talentierte Spielerinnen ansprechen wollen. Was versprechen Sie sich von diesem Tag?
Wir haben Tag bewusst unter das Motto "Du willst ein bisschen mehr? Handball mit Perspektive!" gestellt. Die Teilnehmerinnen sollen einfach mal bei uns reinschnuppern, um zu sehen, wie wir in Strombach arbeiten. Wir wollen den Mädels unseren Verein näher bringen und unsere Philosophie vermitteln. Deswegen freuen wir uns auch sehr, dass Lisa Nettersheim unser Camp besuchen und ihre Geschichte erzählen wird.
Was genau wird sie erzählen?
Wir haben in der Jugend lange versucht, Lisa von einem Wechsel vom TV Bergneustadt zu uns zu überzeugen. Doch von ihrer Seite kamen damals manche Vorbehalte, die ganz normal sind für Mädels in diesem Alter. Lisas Freundinnen spielten in ihrem alten Verein und insgesamt war die Überwindung zu einem Wechsel sehr groß. Letztlich hat sich der Wechsel für sie aber ausgezahlt. Sie hat diesen Schritt nie bereut, denn Lisa wechselte anschließend in die Zweite Bundesliga. Mit dieser Geschichte hoffen wir, den Mädels die Angst vor diesem Schritt zu nehmen und wollen sie ermutigen, sich einer neuen Herausforderung zu stellen.
Befürchten Sie nicht den Unmut der umliegenden Vereine, die wahrscheinlich fürchten, dass Sie ihnen die Spielerinnen abwerben wollen?
Für uns steht ganz klar die Förderung der Mädels im Vordergrund. Wir wollen die Talente nach vorne bringen und wenn das nicht gelingt, dann dürfen sicherlich auch Vorwürfe kommen. Wir wollen den Handballerinnen mal eine andere Sichtweise aufzeigen und ihnen zeigen, wie viel Spaß es macht, in einer ambitionierten Mannschaft zu spielen. Nebenbei legen wir in unserem Verein auch großen Wert auf das soziale Engagement und kümmern uns um die Spielerinnen. Und durch den Umstand, dass die Damenmannschaft in den letzten Jahren mindestens Oberliga gespielt hat, können die Spielerinnen auch früh hochklassige Senioren-Erfahrung sammeln. Stella Kramer beispielsweise hat bei uns damals bereits als B-Jugendliche in der Damen-Regionalliga gespielt und tritt heute in der Ersten Handball-Bundesliga an.
Liegt darin nicht aber auch eine Gefahr für den Verein? In den letzten Jahren hat der TVS immer wieder talentierte Spielerinnen an andere Vereine abgeben müssen.
Bei den Senioren lässt sich ein Wechsel von Spielerinnen manchmal einfach nicht vermeiden, da viele die Region beruflich oder studienbedingt verlassen. Aber auch da fällt mir ein schönes Beispiel ein, wie wir versuchen, dem entgegenzuwirken. Lina Klinnert studiert seit Herbst in Dortmund, wollte aber dennoch unbedingt bei uns weiterspielen. Wir holen Lina, die zu unseren Leistungsträgerinnen gehört, nun regelmäßig zum Training ab. Wir betreiben diesen Aufwand gerne und freuen uns, dass Lina so weiterhin bei uns spielen kann. Die Spielerinnen, die den Verein irgendwann verlassen, weil sie höhere Ambitionen haben, machen uns natürlich auch ein bisschen stolz. Zwar tut es immer weh, gute Spielerinnen abzugeben, aber wenn sie in höheren Ligen Erfolg haben, dann sehen wir das Ganze auch mit einem lachenden Auge.
Ein weiteres Problem des Mädchenhandball ist, dass viele Spielerinnen dem Sport während des Wechsels von der B- in die A-Jugend den Rücken kehren, da andere Dinge in den Vordergrund rücken. Wie begegnen Sie dem?
Dieses Problem gibt es, aber wir versuchen, die Mädels eben mit unserem Leistungsgedanken bei der Stange zu halten. Bei uns im Jugendbereich arbeiten durchweg qualifizierte Lizenztrainer, die den Mädchen ein anspruchsvolles Training garantieren. Zudem tut der Vorstand alles, damit sich die Mädchen in unserem Verein wohlfühlen, auch neben dem Spielfeld.
Also sind Sie mit der Jugendarbeit im Verein zufrieden? Die A-Jugend hat in diesem Jahr beispielsweise die Regionalliga-Qualifikation verpasst.
Ja, da bin ich absolut zufrieden. Die Jugendtrainer Tom Klein, Eduard Debnar und Oliver Meyer leisten super Arbeit und die Zusammenarbeit untereinander klappt hervorragend. Die A-Jugend hat das entscheidende Qualifikations-Spiel nur mit einem Tor verloren, das war ganz einfach unglücklich. So ist der Sport nun mal. Die B- und C-Juniorinnen sind aber sehr erfolgreich und machen derzeit eine super Entwicklung durch. Wir können uns also auch in Zukunft auf hoffnungsvolle Talente des TV Strombach freuen.
Wo soll es in Zukunft hingehen mit dem TV Strombach? Haben die beiden Abstiege aus der Regionalliga abgeschreckt oder will der Verein wieder in höhere Gefilde?
Das muss das Ziel sein, sonst würden wir diesen Aufwand nicht betreiben. Wir sind ambitioniert und wollen in den nächsten Jahren wieder in die Regionalliga, damit wir dem Nachwuchs eine Perspektive in unserem Verein bieten können.
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
DAS HANDBALLCAMP
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Für interessierte
Jugendspielerinnen bietet der TV Strombach am Samstag, den 20. Februar, ab 10 Uhr in der Kienbaum-Halle, ein Handballcamp an. Unter dem Motto "
Willst Du ein bisschen mehr? - Handball mit Perspektive!" möche der Verein Spielerinnen der Jahrgänge 1991/92/93/94 ansprechen, die Handball mit Spaß, aber auch mit Leistungsbezug spielen.
Geleitet wird das Camp von
Anja Kuba, Trainerin der Oberliga-Frauen des TV Strombach, die selbst vor Jahren in der Bundesliga bei Bayer Leverkusen antrat. Unterstützt wird sie von den Lizenz-Trainern der Strombacher Jugendmannschaften Eduard Debnar, Oliver Meyer und Tom Klein.
Wer teilnehmen möchte, melde sich bei Edwin Schönig, (0 22 61) 2 73 53 oder
edwin@reininghausen.de. Die Teilnahme ist ebenso
kostenlos wie die Verpflegung. (ees)
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------