03-05-2018, 22:17
Ein paar Gedanken zur aktuellen Entwicklung. Vielleicht regt dies ja die ein oder andere Diskussion an.
Der Kampf um Talente
-Die Zukunft des Handballs steckt in den Schuhen der Kinder-
Vereinssterben im Oberbergischen, Fusionen mehrerer Clubs, Abmeldungen von Mannschaften in allen Spielklassen und eine deutliche Reduzierung der Jugendteams insgesamt!
Das ist die gelebte Wahrheit unseres Sports im Handballverband Mittelrhein, und nicht nur da.
Die Anzahl der verfügbaren Seniorenspieler (Damen und Herren) nimmt kontinuierlich ab, so dass Vereine ihre Mannschaften teilweise nicht mehr ausreichend bestücken können.
Vor allem wenn die Jugendarbeit aus unterschiedlichen Gründen in der Vergangenheit nicht mehr forciert werden konnte (z.B. Personalmangel), geraten Vereine oft an die Grenzen ihrer Spielfähigkeit und werden im ersten Schritt intern zu Zusammenlegungen ihrer Teams gezwungen. Dieser Prozess endet fast zwangsläufig einige Zeit später in der möglichen vollständigen Abmeldung der verbliebenen Teams, so dass die Gefahr besteht, dass Vereine komplett von der Handball-Landkarte verschwinden. Wenn man dies in den letzten Jahren intensiv beobachtet, dann verstärkt sich der Eindruck, dass sich diese Entwicklung stark beschleunigt hat.
Auch das Werben der regional größeren Vereine um die besten Talente führt zu vermehrten Abwanderungen von kleineren zu breiter aufgestellten Clubs, so dass die intensive Jugendarbeit von Vereinen über Jahre hinweg verpufft und man somit den Seniorenbereich in den ursprünglichen Ausbildungsvereinen nicht mehr autark versorgen kann.
Natürlich spielen auch oft erkannte und beschriebene gesellschaftliche Entwicklungen eine große Rolle. Der Zulauf zu unserem Sport hat deutlich abgenommen, da insgesamt demographisch weniger verfügbare Kinder anderen Reizen ausgesetzt sind, die Schule fast ausschließlich bis in den Nachmittag dauert, Eltern beruflich meist intensiver eingebunden sind, Bewegung durch technische Entwicklungen gehemmt wird, sich die „Freizeitkonkurrenz“ insgesamt erhöht hat, die Durchhaltefähigkeit bei Jugendlichen abnimmt und die allgemeine Medienpräsenz des Handballs dank „sinnvoller“ Vermarktungsabkommen sehr gering geworden ist. Die Aktivierung und die Bindung von Kindern/Jugendlichen bis zur Schwelle der Senioren stellt, wie bereits erwähnt, die Basis für den sportlichen Erhalt der Vereine dar.
Natürlich werden nicht alle Jugendspieler den Weg in die Seniorenteams der jeweiligen Clubs finden. Hier greifen dann andere Negativfaktoren wie Studium, Desinteresse, Freund/-in, Arbeit oder Vereinswechsel. In der Regel werden dem Ausbildungsverein trotzdem ständig, wenn auch nicht bei allen Jahrgängen, einige Spieler zur Regeneration von Mannschaften zur Verfügung stehen, die leistungsgerecht eingebaut werden können. Im Idealfall gelingt es sogar, einen Jahrgang fast komplett in den Seniorenbereich zu integrieren und zukunftsorientiert zu arbeiten. Gerade diese Modelle sind, bei stimmiger sportlicher und vereinsstruktureller Steuerung, bis zu einem gewissen Spielniveau erfolgsversprechend, wie die aktuellen Beispiele u.a. aus Düren, Siebengebirge, Birkesdorf, Hürth-Gleuel, Stolberg, Refrath und Rösrath zeigen.
Traditionell nachwuchsfördernde Vereine, wie z.B. BTB Aachen, erhalten sich durch ihre Vorgehensweise und durch ihr etabliertes Vereinsleben eine tragfähige und erfolgreiche sportliche Basis. (unabhängig von der Uninähe)
Natürlich sorgt gerade am Handballstützpunkt Köln die Universität für eine regelmäßige Versorgung der Vereine mit Spielern. Aber dies darf nicht dazu führen, dass man sich zu sehr auf diese Ressourcen verlässt und der eigenen Jugendarbeit weniger Beachtung schenkt, was ich an dieser Stelle keinem Verein unterstellen möchte.
Darüber hinaus hat zeitgleich auch die Zahl der Idealisten in den Vereinen abgenommen, die sich mit unermüdlichem Einsatz der Jugendarbeit verschrieben haben, was auch ein qualitativ hochwertiges Training bei vielen Clubs gefährdet hat. Somit wird die Identifikation von Jugendlichen mit Verein und Mannschaft deutlich vermindert, und Bindungskräfte werden aufgeweicht.
Um diese Probleme zu lösen, sind gerade kleinere Vereine dazu gezwungen, zusätzliche und neue Wege zur Nachwuchsgewinnung in allen Altersklassen zu beschreiten:
Durchführung von Schul-AG´s, Tage der offenen Handballtür mit Kinderangebot, zielgerichtete Pressearbeit, Freunde einladen bei Heimspielen, Fahrten zu Bundesligaspielen etc. Diese Aktionen binden natürlich auch wieder Personal und setzen ebenfalls ein Engagement der vorhandenen Elternschaft voraus, die man als wichtigsten Baustein für alle Themen des Jugendhandballs sportlich, sozial und emotional zwingend mit ins Boot nehmen muss, um kontinuierlich Jugendmannschaften zu entwickeln. Dazu müssen die Strukturen im Verein vorab geschaffen werden, um durch spezielle Jugendverantwortliche alle Bereiche des Spielbetriebes und des Vereinslebens abzudecken.
An dieser Stelle erwartet man auch eine inhaltliche Performance von Verbandsseite (bei HVM-Themen), der vor allem die Segmente Außendarstellung, Schulwerbung, regionale Durchführung von Spezialaktionen, Einladung ausgewählter Mannschaften zu besonderen Spielen, Gesamtberatung von Vereinen etc. bedienen und mit maßgeschneidert vorbereiteten Lösungen die Clubs flankierend unterstützen sollte.
(Jugendkonzeptentwicklung/Umfeldanalyse/Ansprache von Kommunen usw.)
Besonders sollten bei der Planung und Umsetzung einer solch notwendigen Strategie Vereine mit Standortnachteilen bevorzugt behandelt werden, um ohne Neid eine möglichst flächendeckende Aufrechterhaltung des regionalen Spielbetriebes dauerhaft und nachhaltig zu gewährleisten. Hier sollten auch die größeren Regionalclubs erkennen, dass ein Aufsaugen der Nachwuchsakteure aus der unmittelbaren Nachbarschaft zwar kurzfristig den eigenen Bedarf deckt, jedoch die abgebenden Vereine dieses Vorgehen nicht lange durchhalten können und wollen, so dass man sich mittelfristig dadurch nicht nur eigener Verstärkungsoptionen beraubt, sondern irgendwann nur noch gegen sich selbst oder im sehr intimen Vereinspool gegeneinander antreten kann.
Die Verringerung der Jugendmannschaften, bis in den Seniorenbereich, ist in vielen Regionen mittlerweile schon evident. An dieser Stelle ist die planerisch weitsichtige Vernunft größerer Clubs gefordert, die Strukturen kleinerer Vereine nicht zu gefährden und kooperative Lösungen (möglichst keine Fusionen) zu erarbeiten und vor allem die eigene Jugendarbeit zu forcieren, um sich so nicht auf den regelmäßigen Spielerzufluss aus dem Umland auf Kosten anderer Vereine zu verlassen.
Dies kann nur im Zusammenwirken aller Regionalvereine, den Kreisen und dem Verband geschehen, so dass alle Probleme und Aufgaben konzeptionell erarbeitet und fixiert werden können. Die Führungsorganisationen sollten erkennen, dass sie mit einer zu passiven Reaktion auf die Nachwuchsprobleme und Mannschaftsabmeldungen im Seniorenbereich einer ihrer wesentlichen Aufträge nur unzureichend nachkommen. Schließlich vertritt ein Verband, gem. Definition, die Interessen aller seiner Mitglieder. Eine exponierte Betrachtung und Förderung der hochklassigen Jugend- und Auswahlmannschaften sind für die Positionierung eines Verbandes als Produkt der Leistungs-Spitze zwar wichtig, doch wenn darunter der Berg sich langsam auflöst, dann befindet sich die „Spitze“ bald knapp über dem Erdboden. Die Vereine benötigen keine spielfreien Wochenenden, um sich eine WM, wo auch immer, anschauen zu können, sondern eine qualitativ hochwertige Unterstützung mit verbindlicher Kommunikation bei dem wohl gefährlichsten Problem für die Zukunft unserer Sportart.
Der Kampf um Talente
-Die Zukunft des Handballs steckt in den Schuhen der Kinder-
Vereinssterben im Oberbergischen, Fusionen mehrerer Clubs, Abmeldungen von Mannschaften in allen Spielklassen und eine deutliche Reduzierung der Jugendteams insgesamt!
Das ist die gelebte Wahrheit unseres Sports im Handballverband Mittelrhein, und nicht nur da.
Die Anzahl der verfügbaren Seniorenspieler (Damen und Herren) nimmt kontinuierlich ab, so dass Vereine ihre Mannschaften teilweise nicht mehr ausreichend bestücken können.
Vor allem wenn die Jugendarbeit aus unterschiedlichen Gründen in der Vergangenheit nicht mehr forciert werden konnte (z.B. Personalmangel), geraten Vereine oft an die Grenzen ihrer Spielfähigkeit und werden im ersten Schritt intern zu Zusammenlegungen ihrer Teams gezwungen. Dieser Prozess endet fast zwangsläufig einige Zeit später in der möglichen vollständigen Abmeldung der verbliebenen Teams, so dass die Gefahr besteht, dass Vereine komplett von der Handball-Landkarte verschwinden. Wenn man dies in den letzten Jahren intensiv beobachtet, dann verstärkt sich der Eindruck, dass sich diese Entwicklung stark beschleunigt hat.
Auch das Werben der regional größeren Vereine um die besten Talente führt zu vermehrten Abwanderungen von kleineren zu breiter aufgestellten Clubs, so dass die intensive Jugendarbeit von Vereinen über Jahre hinweg verpufft und man somit den Seniorenbereich in den ursprünglichen Ausbildungsvereinen nicht mehr autark versorgen kann.
Natürlich spielen auch oft erkannte und beschriebene gesellschaftliche Entwicklungen eine große Rolle. Der Zulauf zu unserem Sport hat deutlich abgenommen, da insgesamt demographisch weniger verfügbare Kinder anderen Reizen ausgesetzt sind, die Schule fast ausschließlich bis in den Nachmittag dauert, Eltern beruflich meist intensiver eingebunden sind, Bewegung durch technische Entwicklungen gehemmt wird, sich die „Freizeitkonkurrenz“ insgesamt erhöht hat, die Durchhaltefähigkeit bei Jugendlichen abnimmt und die allgemeine Medienpräsenz des Handballs dank „sinnvoller“ Vermarktungsabkommen sehr gering geworden ist. Die Aktivierung und die Bindung von Kindern/Jugendlichen bis zur Schwelle der Senioren stellt, wie bereits erwähnt, die Basis für den sportlichen Erhalt der Vereine dar.
Natürlich werden nicht alle Jugendspieler den Weg in die Seniorenteams der jeweiligen Clubs finden. Hier greifen dann andere Negativfaktoren wie Studium, Desinteresse, Freund/-in, Arbeit oder Vereinswechsel. In der Regel werden dem Ausbildungsverein trotzdem ständig, wenn auch nicht bei allen Jahrgängen, einige Spieler zur Regeneration von Mannschaften zur Verfügung stehen, die leistungsgerecht eingebaut werden können. Im Idealfall gelingt es sogar, einen Jahrgang fast komplett in den Seniorenbereich zu integrieren und zukunftsorientiert zu arbeiten. Gerade diese Modelle sind, bei stimmiger sportlicher und vereinsstruktureller Steuerung, bis zu einem gewissen Spielniveau erfolgsversprechend, wie die aktuellen Beispiele u.a. aus Düren, Siebengebirge, Birkesdorf, Hürth-Gleuel, Stolberg, Refrath und Rösrath zeigen.
Traditionell nachwuchsfördernde Vereine, wie z.B. BTB Aachen, erhalten sich durch ihre Vorgehensweise und durch ihr etabliertes Vereinsleben eine tragfähige und erfolgreiche sportliche Basis. (unabhängig von der Uninähe)
Natürlich sorgt gerade am Handballstützpunkt Köln die Universität für eine regelmäßige Versorgung der Vereine mit Spielern. Aber dies darf nicht dazu führen, dass man sich zu sehr auf diese Ressourcen verlässt und der eigenen Jugendarbeit weniger Beachtung schenkt, was ich an dieser Stelle keinem Verein unterstellen möchte.
Darüber hinaus hat zeitgleich auch die Zahl der Idealisten in den Vereinen abgenommen, die sich mit unermüdlichem Einsatz der Jugendarbeit verschrieben haben, was auch ein qualitativ hochwertiges Training bei vielen Clubs gefährdet hat. Somit wird die Identifikation von Jugendlichen mit Verein und Mannschaft deutlich vermindert, und Bindungskräfte werden aufgeweicht.
Um diese Probleme zu lösen, sind gerade kleinere Vereine dazu gezwungen, zusätzliche und neue Wege zur Nachwuchsgewinnung in allen Altersklassen zu beschreiten:
Durchführung von Schul-AG´s, Tage der offenen Handballtür mit Kinderangebot, zielgerichtete Pressearbeit, Freunde einladen bei Heimspielen, Fahrten zu Bundesligaspielen etc. Diese Aktionen binden natürlich auch wieder Personal und setzen ebenfalls ein Engagement der vorhandenen Elternschaft voraus, die man als wichtigsten Baustein für alle Themen des Jugendhandballs sportlich, sozial und emotional zwingend mit ins Boot nehmen muss, um kontinuierlich Jugendmannschaften zu entwickeln. Dazu müssen die Strukturen im Verein vorab geschaffen werden, um durch spezielle Jugendverantwortliche alle Bereiche des Spielbetriebes und des Vereinslebens abzudecken.
An dieser Stelle erwartet man auch eine inhaltliche Performance von Verbandsseite (bei HVM-Themen), der vor allem die Segmente Außendarstellung, Schulwerbung, regionale Durchführung von Spezialaktionen, Einladung ausgewählter Mannschaften zu besonderen Spielen, Gesamtberatung von Vereinen etc. bedienen und mit maßgeschneidert vorbereiteten Lösungen die Clubs flankierend unterstützen sollte.
(Jugendkonzeptentwicklung/Umfeldanalyse/Ansprache von Kommunen usw.)
Besonders sollten bei der Planung und Umsetzung einer solch notwendigen Strategie Vereine mit Standortnachteilen bevorzugt behandelt werden, um ohne Neid eine möglichst flächendeckende Aufrechterhaltung des regionalen Spielbetriebes dauerhaft und nachhaltig zu gewährleisten. Hier sollten auch die größeren Regionalclubs erkennen, dass ein Aufsaugen der Nachwuchsakteure aus der unmittelbaren Nachbarschaft zwar kurzfristig den eigenen Bedarf deckt, jedoch die abgebenden Vereine dieses Vorgehen nicht lange durchhalten können und wollen, so dass man sich mittelfristig dadurch nicht nur eigener Verstärkungsoptionen beraubt, sondern irgendwann nur noch gegen sich selbst oder im sehr intimen Vereinspool gegeneinander antreten kann.
Die Verringerung der Jugendmannschaften, bis in den Seniorenbereich, ist in vielen Regionen mittlerweile schon evident. An dieser Stelle ist die planerisch weitsichtige Vernunft größerer Clubs gefordert, die Strukturen kleinerer Vereine nicht zu gefährden und kooperative Lösungen (möglichst keine Fusionen) zu erarbeiten und vor allem die eigene Jugendarbeit zu forcieren, um sich so nicht auf den regelmäßigen Spielerzufluss aus dem Umland auf Kosten anderer Vereine zu verlassen.
Dies kann nur im Zusammenwirken aller Regionalvereine, den Kreisen und dem Verband geschehen, so dass alle Probleme und Aufgaben konzeptionell erarbeitet und fixiert werden können. Die Führungsorganisationen sollten erkennen, dass sie mit einer zu passiven Reaktion auf die Nachwuchsprobleme und Mannschaftsabmeldungen im Seniorenbereich einer ihrer wesentlichen Aufträge nur unzureichend nachkommen. Schließlich vertritt ein Verband, gem. Definition, die Interessen aller seiner Mitglieder. Eine exponierte Betrachtung und Förderung der hochklassigen Jugend- und Auswahlmannschaften sind für die Positionierung eines Verbandes als Produkt der Leistungs-Spitze zwar wichtig, doch wenn darunter der Berg sich langsam auflöst, dann befindet sich die „Spitze“ bald knapp über dem Erdboden. Die Vereine benötigen keine spielfreien Wochenenden, um sich eine WM, wo auch immer, anschauen zu können, sondern eine qualitativ hochwertige Unterstützung mit verbindlicher Kommunikation bei dem wohl gefährlichsten Problem für die Zukunft unserer Sportart.